Warum ist „Achtsamkeit“ so modern?

von Jan 29, 2016

Achtsamkeit. Das Wort ist derzeit in aller Munde. Jeder scheint auf diesen Zug mit aufspringen zu wollen und so manch einer mag es sicher nicht mehr hören wollen. Warum ist dieses Wort momentan so modern? Versetzen wir uns mal in eine Zeitmaschine, die nun 20 Jahre zurückreist. Zu der Zeit hat sich kaum jemand darum gekümmert, was Achtsamkeit ist und was man damit überhaupt anfangen kann.

Warum haben sich die Zeiten geändert?

Oder besser gefragt: Warum scheint der Bedarf an Achtsamkeit momentan so hoch zu sein?

Zeiten ändern sich bekanntermaßen. In den letzten 20 Jahren ist der Pegel an Stress, an Hektik und an Anspannung deutlich angestiegen. Ich persönlich glaube jedoch auch nicht daran, dass die Zeiten „früher“ besser waren. Sie waren schlichtweg anders. Die Sorgen waren andere. Die Arbeit war anders.

Die Räume waren größer und es war schwerer Entfernungen zu überwinden. Und damit meine ich nicht die vier Wände, in denen wir uns befinden. Ich spreche von der Internationalität des Lebens. Die Welt schrumpft dank Internet, dank Smartphones und dank daraus zu folgender totalen Erreichbarkeit. Der Druck „nichts verpassen“ zu dürfen und sobald das Smartphone piept  aufzuschrecken, nur um nachzusehen, wer denn gerade was auf welchen sozialen Medien geschrieben hat, während man selbst doch gerade dabei ist, sich via Skype mit dem besten Freund in Australien zu unterhalten.

Ist DAS achtsam sein? Dieser Internationalität zu frönen nur um ja nichts zu verpassen?

Was aber bedeutet dann Achtsamkeit? Was macht die Achtsamkeit so modern?

Achtsamkeit bedeutet für mich, dass man aufmerksam ist. Man lauscht, nimmt wahr, horcht, fühlt, spürt und sieht und vielleicht sogar riecht in sich, in die Umgebung, in den Körper, in Beziehungen. Vielleicht hat es sogar auch ein wenig von vorsichtig sein, aufpassen. Achtsamkeit ist wichtig, um zuerst einmal sich selbst wahrzunehmen. Seinen Geist, seinen Körper. WER bin ich? Was will ich erreichen. WIE bin ich? WO und WANN bin ich? WO befindet sich gerade meine linke Hand während ich eine Bewegung ausführe und wie fliesst mein Atem. Wohin fliesst er? Ja, natürlich fliesst er in die Lungen. Aber in welchen Teil der Lungen genau. Fliesst er regelmässig dorthin oder geht da noch mehr?

Achtsamkeit bedeutet neugierig sein. Schalte den sanften Detektiv in dir an und erforsche dein Sein. Dein Hier und Jetzt.

Warum jedoch ist dies so wichtig? Wichtig und immer wichtiger wird dies, da wir in immer hektischeren, internationalen Räumen leben. Räume, die so schwer zu greifen sind. Heute noch in Köln und morgen schon in Sydney, nächste Woche dann in Chicago, nur um dann direkt nach Peking zu hoppen. Man gönnt sich gar nicht mehr die Zeit und die Muße, wahrzunehmen WO man ist und WIE man ist. Sicherlich auch, da wir immer weniger Möglichkeit dazu bekommen und gefesselt sind an Termine, Stress und „da geht noch mehr, das geht noch schneller“.

Wir leben in einer Welt der konkurrierenden Stress-Konsumenten.

Hier wird das Wort Achtsamkeit sehr bedeutungsvoll, denn es lässt uns aufhorchen. Sobald einem dieses Wort „Achtsamkeit“ wirklich bewusst wird, beginnt ein Denkprozess, der hoffentlich nie wieder aufhören wird. Denn Achtsamkeit ist das, was wir brauchen um Konflikte und Probleme zu lösen. Sei es mit uns selbst, mit unserem Körper und/oder Geist, sei es mit den Angehörigen oder Freunden.

Achtsamkeit ist das, was wir heutzutage brauchen, um uns uns selbst bewusst zu machen. Bewusst zu machen, dass da noch viel, viel mehr ist als reine Hektik, Stress und Internationalität. Achtsamkeit macht die Räume wieder größer, unseren „Körper- und Geistraum“ als auch außerhalb unserer Körper-und Geistgrenzen. Achtsamkeit schafft Platz für uns. Platz zum „DA-sein“. DA-sein und Achtsamkeit bedeutet eine Sache nach der anderen zu erledigen. Achtsamkeit bedeutet Schritt für Schritt zu gehen und nicht zu hetzen und zu laufen um all die Dinge auf seiner Endlosliste zu erledigen.

Platz haben. Schritt für Schritt. Sich selbst und andere besser wahrnehmen. Durchschnaufen. Lächeln. DAS ist Achtsamkeit. Und das ist modern!